5. Sarganserländer Naturtagung 2017


Im Namen des Vorstandes begrüsste Ursina Wüst die zahlreich erschienenen TeilnehmerInnen der 5. Naturtagung.
Sie blickte auf die vielfältigen Themen zurück, die in den letzten 5 Jahren im Rahmen der Tagung jeweils behandelt worden waren.
Auch für die Jahre 2018/19 werden unterschiedlichste Vorträge oder Kurse organisiert, wie zum Beispiel zu dem Themen: Neophythen/Neozoen, Wildbienen, Ornithologiekurse für Einsteiger oder Fortgeschrittene, Grundkurs Libellen, Feldbotanik- oder  Exkursionsleiterkurs.

Als erste Referentin der diesjährigen Naturtagung präsentierte Ladina Thomasin das Thema „Vielfältige Fledermäuse“.
Wir erfuhren viel Spannendes zu diesem Säugetier, von den 52 in Europa vorkommenden Arten, 30 in der Schweiz, 26 in Graubünden und 22 Arten in St Gallen, wie zum Beispiel die Kleine Hufeisennase, die Bartfledermaus, das Grosse und Kleine Mausohr, die Wasserfledermaus oder die Zwergfledermaus, die sogar in eine Nussschale passt.
Die sehr feinen Mittelhand- und Fingerknochen, die das Gerüst für die Flügel bilden, sind vom Grundaufbau der Hand des Menschen ähnlich. Die Fledermäuse stellen hohe Ansprüche an eine reich strukturierte, vielfältige Landschaft in der sie in der Nacht auf Nahrungssuche gehen. Durch die vielen Insekten, die sie jagen, zu denen auch die Maikäfer gehören, bringen sie für den Menschen einen grossen Nutzen. Fledermäuse sind bundesrechtlich geschützte Tiere und sollten wo immer möglich erhalten oder gefördert werden, indem einer reich strukturierten Landschaft Sorge getragen wird, keine Insektizide verwendet oder zum Beispiel ihre Sommer- und Winter-Quartiere (Estriche, Holzverschalungen, Baumhöhlen, Holzbeigen) erhalten werden.
Frau Thomasin konnte als Betreuerin der Mausohrkolonie in der Kirche in Fläsch (Grosse und Kleine Mausohren), die zu einer der bedeutendsten Mausohrkolonien in der Schweiz und in Europa gehört, auch tolle Bilder dieser Art von deren Wochenstube zeigen.

Zum zweiten Thema referierte Barbara Finkenbrink über das Projekt „Natur findet Stadt“, das in Baden entwickelt und umgesetzt wurde. Die Projektgruppe fragte sich, warum unsere Gärten (in der Stadt) so wenig Lebensraum bieten und setzte sich zum Ziel, dies zu ändern.
Frau Finkenbrink zeigte viele kleine und grössere Beispiele, wo das auch gelungen ist. Die Erfolgsfaktoren, die auch als Anregung für andere Städte oder Gemeinden dienen sollen – siehe homepage: www.naturfindetstadt.ch - fasste sie folgendermassen zusammen:
    • Vorbilder im öffentlichen Raum schaffen, wichtige Akteure einbeziehen, gut kommunizieren
    • Unterstützung anbieten wo nötig (es konnte in dem Projekt gratis eine Gartenberatung in Anspruch genommen werden, Massnahmenkatalog zur Auswahl, etc.)
    • Persönliche Empfehlung als Anreiz zur Nachahmung – Präsentation privater Aufwertungen unter Freunden und Nachbarn
    • Anerkennung und Wertschätzung zeigen (Schilder, Apero, Newsblog)
    • Genug Zeit einrechnen für die Umsetzung
Bleibt nur zu hoffen, dass das erfolgreiche Projekt, das nach der Pilotphase in Baden vom Kanton Aargau weitergeführt wird, viele NachahmerInnen finden wird.

Das dritte Thema war den Wildtieren im Siedlungsraum gewidmet. Anouk Lisa Taucher berichtete von Säugetieren, die in der Stadt leben und speziell von ihrer Arbeit in Zürich und St. Gallen, wo das Vorkommen von Fuchs, Dachs und Igel genauer unter die Lupe genommen wird.
Der Fuchs ist sehr anpassungsfähig an den Lebensraum Stadt und erreicht zum Beispiel in Zürich eine hohe Dichte. Ein grosser Teil seiner Nahrung stammt aus Abfällen von Menschen.
Der Dachs kann als Generalist, der Beeren, Mais, Schnecken, Würmer und vieles mehr frisst, ebenfalls vermehrt beobachtet werden.
Der ebenfalls nachtaktive Igel hat es nicht so leicht, in bestimmten Gebieten ist er rückläufig, aber in bestimmten Quartieren immer noch häufig unterwegs. Er kann in einer Nacht weite Strecken zurücklegen auf seiner Suche nach Nahrung – wo er sich besonders über einen Komposthaufen freut – nach einer Gefährtin oder einem Unterschlupf.
Auch hier könnte mit ein Rücksicht in der Garten- und Freiraumgestaltung die Situation für den Igel (wieder) verbessert werden.

Im vierten Thema nach der Pause brachte uns Adrian Aebischer als Rotmilan-Spezialist die Situation dieser Greifvögel näher. Der Rotmilan, der vor allem in West- und Mitteleuropa vorkommt (etwa 27 000 bis 31 000 Paare),  ist im „Aufwind“, das heisst, er breitet sich wieder stärker aus. Der Bestand in der Schweiz hat sich von etwa 200 Paaren in den 70iger Jahren auf über 2000 Paare entwickelt. Der Rotmilan steigt auch in höhere Lagen und ältere Vögel überwintern zunehmend in der Schweiz, statt in Spanien oder Südfrankreich (etwa 50% der Brutvögel in der Schweiz überwintern auch hier, etwa 95% der Jungvögel verlassen die Schweiz im Winter). Der Rotmilan hat ein breites Nahrungsspektrum, neben Kleinsäugern wie Mäusen, frisst er auch Würmer, Aas, Kleinvögel, Fische oder Schlacht- und Küchenabfälle.
Die Angewohnheit der Rotmilane sich im Winter in grösseren Gruppen auf speziellen Schlafplätzen auf hohen Bäumen zu sammeln kann auch bei uns beobachtet werden.
Die Vogelwarte Sempbach hat 2015 ein Projekt gestartet, bei dem 300 Jungvögel mit Sendern ausgestattet wurden. So soll die Bestandesentwicklung besser verfolgt und offene Fragen zum Bruterfolg, zur Winterökologie, zur Sterblichkeit in der Schweiz und ausserhalb geklärt werden.

Im fünften Thema ging es um die „Lebensadern Rheinau-Giessen im Kulturland“, das uns Stefan Ackermann näherbrachte. Die „Giessen“ sind Grundwasseraufstösse und Rinnen bzw. Bachläufe in der Talebene von Sargans.
Durch die Eintiefung des Alpenrheins ist der Grundwasserspiegel gesunken und die Giessen sind teilweise ausgetrocknet oder drohten ganz auszutrocknen. Zudem wurden sie vielfach zugeschüttet oder als Deponien für alles Mögliche verwendet.
Eine Stiftung, in der auch die Gemeinden vertreten sind, ein Verein und eine Betriebskommission setzen sich seit über 20 Jahren für Renaturierungen  und Aufwertungen der „Giessen“ ein, indem in Abschnitten die Sohle tiefer gelegt wird und so durch den neuerlichen Kontakt zum Grundwasser das Wasser wieder fliessen kann. Auch die Umgebung, die damit verbundenen Hecken oder Feuchtstandorte müssen gepflegt werden.
So entstand – und entsteht noch – ein wertvoller Lebensraum aus Bachläufen, Auenvegetation, Hecken und Feuchtstandorten in dem viele, auch seltene oder bedrohte Pflanzen- und Tierarten vorkommen. Die Insekten, die sich im klaren und wärmeren Wasser der Giessen besonders gut vermehren können, sind wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel oder die oben erwähnten Fledermäuse, womit der Kreis der diesjährigen Naturtagung geschlossen wäre.

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